Die Meisterschaft in der 2. Bundesliga-Nord und damit der direkte Aufstieg in Deutschlands höchsten Spielklasse geschafft, gingen die 1. Frauen vom SV Werder Bremen in die neue Saison. Für viele überraschend wurde die Tranerposition mit Carmen Roth, anstelle von Steffen Rau, neu besetzt. Sie war lange beim FC Bayern München als Spielerin und später als Jugendtrainerin tätig und bewies, dass es im Fußball durchaus möglich ist, einen Karrieresprung zu vollziehen, wenn man von Bayern München zu Werder Bremen wechselt. Mit ihr kam auf jedenfall eine geballte Ladung Bundesligaerfahrung (142 1.Bundesliga-Spiele als Spielerin) an die Weser.
Die Hinrunde in Bildern
Am Anfang der Saison klebte bei den Bremerinnen das Verletzungspech an den Stiefeln. Viele langjährige Leistungsträgerinnen fielen verletzungsbedingt aus und somit verlief die Vorbereitungsphase unter erschwerten Bedingungen. Zudem stießen Katharina Schiechtl und Lena Pauels wegen EM-Teilnahmen. Katharina Schiechtl sorgte mit dem dritten Platz für die österreichische Frauen in den Niederlanden für einen richtigen Hyphe in Österreich. Lena Pauels war mit der U19 Nationalmannschaft in Nordirland unterwegs, wo sie im Halbfinale gegen Frankreich ausschieden.
Die Testspiele verliefen eher dürftig. Gewann man gegen den niedersächsischen Oberligisten und die Aufsteigerinnen der zweiten Bundesliga-Nord von Delmenhorst noch deutlich, mussten die Grün-Weißen Niederlagen gegen die Zweitligisten Bielefeld und Wolfsburgs Zweite, sowie den niederländischen Vizemeister Enschede hinnehmen. Das Testspiel gegen den SV Meppen musste nach 70 Minuten beim Stand von 2:0 für Werder witterungsbedingt abbrechen. Bei einem Turnier in Bad Laer gingen die Werderanerinnen als einziger Erstligist an den Start und mussten sich nach der Finalniederlage gegen Arminia Bielefeld mit dem 2. Platz begnügen.
Dann ging es jedoch endlich los: Und es begann auch eher holprig. Knapp zogen die Frauen von Bremen mit 2:1 in Calden in die 2. Pokalrunde, wo sie sogar ein 0:1 Rückstand aufholen mussten. Das Siegtor traf Nora Clausen von der U17. Zuvor glich Cindy König zum 1:1 aus.
Beim ersten Liga-Spiel der Saison gegen Sand mussten die Bremerinnen noch viel Lehrgeld bezahlen. Die ersten 20. Minuten noch nicht wirklich in der Liga angekommen, mussten sie einen 0:2 Rückstand hinterherlaufen. Dieses Spiel ging mit 0:3 leider verloren.
Beim zweiten Spiel ging es zum direkten Abstiegskonkurrenten FF USV Jena. Mit der schweren Verletzung von Lena Pauels (Wadenbeinbruch) fiel auch noch die Stammkeeperin aus und mit Anneke Borbe stand eine zu diesem Zeitpunkt 16 Jährige zwischen den Pfosten der Bremerin. Es sollte der Anfang einer tollen Geschichte werden, die nur der Fußball schreiben kann. In diesem Spiel zeigte sich welch eine tolle Moral in der Mannschaft steckt. Zweimal konnten sie einen Rückstand aufholen und beide Mannschaften trennten sich 2:2. Somit konnte der erste Punkt eingefahren werden. Kurz erwähnt: Eine andere 16 Jährige (Nora Clausen) traf zum 2:2. Das erste Bundesliga-Saisontor erzielte Cindy König.
Mit viel Selbstvertrauen ging es im nächsten Spiel gegen einen weiteren Abstiegskonkurrenten, den MSV Duisburg. Und dieses Spiel gewannen die Bremerinnen mit 2:1. Die Tore erzielten Katharina Schiechtl und Nina Lührßen. Besonders in der zweiten Hälfte bestach das Team um Carmen Roth, nachdem sie unglücklich den Ausgleich hinnehmen mussten, durch ein dominantes und offensives Auftreten.
Am 2. Oktober mussten die Bremerinnen die schwere Auswärtsreise bei Turbine Potsdam antreten und es zeichnete sich eine Bremer Spielerin aus. Anneke Borbe! Schon früh gingen die Bremerinnen in Rückstand und die Angriffslust der Turbinen war erdrückend. Kaum kamen sie aus der eigenen Hälfte raus, aber die Glanztaten von Anneke Borbe raubten den Brandenburgerinnen die letzten Nerven. Mitte der 2. Halbzeit nahm sich dann die Kapitänin Marie-Louise Eta ein Herz und zog einfach mal aus der Distanz ab. Und siehe da, der Ball fand im Potdamer Tor sein Ziel und die Bremerinnen konnten ein Punkt mit nach Hause nehmen. Es war das dritte Spiel ohne Niederlage in Folge im Oberhaus.
Beim 6:1 Erfolg in der 2. Runde des DFB-Pokal beim TSV Limmer ließen die Werder-Frauen nix anbrennen.
Es folgte dann das nächste Auswärtsspiel beim SC Freiburg und da gab es auch nix zu holen. Mit 1:4 musste die Heimreise wieder angetreten werden. Den zwischenzeitlichen 1:1-Treffer erzielte Franziska Gieseke, die in der Sommerpause vom Zweitligisten Meppen an die Weser kam.
Beim nächsten Spiel gegen Wolfsburg hätten die Bremerinnen eigentlich Heimrecht, wobei beide Mannschaften das Heimrecht getauscht haben. Viele dachten, dass in Wolfsburg nix zu holen sei, jedoch waren die Grün-Weißen einer Überraschung so nah. In der ersten Halbzeit waren die Wöfinnen den Bremerinnen klar überlegen und es ging eher glücklich nur mit 0:1 in die Halbzeitpause. Dann folgte eine starke Phase, wo sie mit dem 1:1 belohnt wurden. Ein 1:2 Rückstand konnte den Bremerinnen nix anhaben und man glich kurz danach wieder aus. Beide Tore auf Bremer Seite erzielte Lina Hausicke, die erst in der Sommerpause vom FF USV Jena kam. Jedoch kurz vor Schluss mussten sie noch das 2:3 hinnehmen. Schade, in diesem Spiel war mehr drin gewesen, jedoch gegen so eine international erfahrende Mannschaft wie die Wolfsburgerinnen es sind, kann des passieren.
Mutig und mit voller Zuversicht ging es dann zum vierten Liga-Auswärtsspiel in Folge nach Frankfurt. Jedoch landeten die Bremerinnen mit eine 0:4 Niederlage wieder auf dem Boden der Tatsachen. Die Niederlage war durchaus verdient, jedoch zu hoch, musste man zwei Gegentore in einer grün-weißen Druckphase hinnehmen.
Nach eineinhalb Monaten dann wieder ein Heimspiel. Und es sollte auch ein Wiedersehen geben. Mit Manjou Wilde, auf Seiten der SGS Essen, kam eine ehemalige Spielerin des SV Werder Bremen wieder zu ihrer alten Wirkungsstätte zurück. Dieses Spiel ging torlos zu Ende. Anneke Borbe hielt einen zweifelhaften Elfmeter und rettete mit Glanzparaden das Unentschieden. Kurz vor Schluss hatte Stephanie Goddard noch die Möglichkeit zum Siegtreffer, wollte es jedoch mit einem Heber zu schön machen und somit blieb es beim 0:0.
Beim Spiel in München fragte man sich, ob man sich überhaupt in München befindet. Viele österreichische Anhänger aus Tirol kamen, um ihre Heldin Katharina Schiechtl mit den Werder-Frauen anzufeuern. Und sie hatten in der ersten Hälfte ihren Spaß. Die Bremerinnen dominierten die Partie und führten zur Pause mit 1:0 durch Verena Volkmer. Nach der Pause drehten jedoch die Münchnerinnen die Partie in wenigen Minuten und somit ging das Spiel mit 1:4 verloren. Aber, die erste Halbzeit haben die Bremerin mit 1:0 gewonnnen. Es ist immer eine Frage der Sichtweise.
Anfang Dezember kamen die Essenerinnen wieder als Gast an die Weser. Diesmal zum Pokal-Achtelfinale. Es folgte leider das schlechteste Werder-Spiel in der Saison. Mit 0:5 wurde dieses Spiel verloren. Die auffälligste Person auf dem Platz war eindeutige die Schiedsrichterin, die drei Elfmeter, wo mindestens zwei unberechtigt von waren, gegen Werder pfiff. Dieses Spiel konnte einfach nicht gewonnen werden. Und die Aufregung auf den Rängen war groß.
Auf den Boden der Tatsachen angekommen folgte nun das Aufsteiger-Duell gegen den Effzeh. Und es war ein grün-weißes Fußballfest. Mit 7:0 fegten die Werder-Frauen den 1. FC Köln bei Schneefall vom Platz. Die Tore auf Seiten der Bremerinnen erzielten: Giovanna Hoffmann, Verena Volkmer, zweimal Nina Lürßen, Cindy König und Nora Clausen. Das 1:0 wurde als Eigentor durch die Kölnerin Carolin Dej gewertet.
Beim letzten Spiel der Rückrunde mussten die Bremerinnen eine unglückliche 0:2 Niederlage gegen die TSG Hoffenheim hinnehmen. Bei einem ausgeglichen Spiel war das Glück einfach nicht auf Werders Seite. Damit gingen die Werder-Frauen mit 9 Punkten auf einem hervorragenden 9. Platz in die Winterpause.
Hervorzuheben ist die mannschaftliche Geschlossenheit und Einsatz dieser tollen Mannschaft. Hat man sich zu Saisonanfang nur punktuell verstärkt, zeigt es wie wichtig ein eingespieltes Team im Kampf um den Klassenerhalt ist. Mit Blick auf die anderen drei Konkurrenten (Köln, Jena und Duisburg), die sich auf vielen Positionen mit externen Spielerinnen verändert haben, blieb das Bremer Team im wesentlichen zusammen. Mit Lina Hausicke aus Jena, Janine Angrick und Lisa Josten aus Cloppenburg, sowie Franziska Gieseke aus Meppen gab es nur 4 externe Zugänge. Lina Hausicke besticht durch ihre Erstliga-Erfahrung im Abstiegskampf zu Jena´s Zeiten. Janine Angrick bildet mit Marie Louise Eta ein bärenstarkes Duo auf der 6. Lisa Josten wünscht man häufiger für Werder spielen zu sehen, jedoch wenn sie reinkommt, dann sorgt sie sofort für frischen Wind im Werder Spiel. Mit etwas Geduld und einer guten Weiterentwicklung wird sie immer wieder eine Alternative auf der linken Werder-Seite sein. Franziska Gieseke ist noch eine sehr junge Spielerin, der mit Sicherheit die Zukunft gehört.
Hinzu kamen drei interne Verstärkungen, wo eine nun zur Winterpause den Verein verlässt. Bianca Becker stieg zur neuen Saison aus der zweiten Mannschaft in die Erste auf, wo sie leider zu keinem Bundesliga-Einsatz kam und zuletzt in der Zweiten eingesetzt wurde. In der Winterpause verlässt sie den Verein in Richtung des Zweitligisten Delmenhorst, wo sie sicher eine Menge Spielpraxis sammeln kann, was ihr sicherlich weiterhelfen kann. Und vielleicht kehrt sie auch irgendwann wieder nach Bremen zurück. Aus der U17 kam Anneke Borbe und wurde am 2. Spieltag ins kalte Wassen geworfen und mauserte sich zum sicheren Rückhalt der Werder-Frauen. Wie anfangs schon erwähnt, dass sind Geschichten die nur der Fußball schreiben kan. Mit Nora Clausen steht eine U17 Spielerin regelmäßig im Kader der Werder-Frauen und konnte sich schon dreimal (2x Liga und 1x Pokal) in die Torschützinnen-Liste eintragen lassen. In ihr liegt unglaublich viel Potenzial und wenn sie sich weiterhin so gut weiterentwickelt, dann wird auch sie eine wichtige Rolle in Werders Ersten spielen.
Wenn die Frauen des SV Werder Bremen die Rückrunde so weitermachen, wie die Hinrunde, muss uns nicht bange werden hinsichtlich des Klassenerhaltes. Am Anfang noch als sicherer Absteiger gehandelt, haben sie sich den allgemeinen Respekt verdient gemacht. Darin liegt jedoch auch eine kleine Gefahr, weil ernst genommen werden sie mittlerweile von jeder Mannschaft. Konnte man die Wolfsburgerinnen lange ärgern, die Bayern wurden eine Halbzeit lang fast überrollt und die Potsdamerinnen erlebten ihr bitterböses grün-weißes Wunder. Freuen wir uns, dass die Bremerinnen sieben Heimspiele in der Rückrunde absovieren. Nur viermal müssen sie Auswärts spielen. Dieses kann auch ein zusätzlicher Vorteil sein. Die Grün-Weißen können schließlich auf eine eine positive Heimbilanz (7 von 12 möglichen Punkten) in der Hinrunde zurückblicken. Jedoch darauf ausruhen dürfen sie sich nicht, denn mit München, Worfsburg, Freiburg, Potsdam und Frankfurt kommen die ersten Fünf, in der aktuellen Tabelle, an die Weser. Gleich am 2. Spieltag der Rückrunde ist das wichtige Kellerduell gegen den FF USV Jena. Das letzte Spiel der Saison ist gegen die TSG Hoffenheim im heimischem Stadion. Die Auswärtsspiele sind am Rückrundenanfang gegen Sand, sowie gegen die direkten Abstiegskonkurrenten aus Duisburg und Köln, wo es wichtig sein wird, dass die Frauen von Werder Bremen den ersten Auswärtssieg in ihrer bisherigen Bundesliga Geschichte einfahren.